Die Seilschaft by Roman Rausch

Die Seilschaft by Roman Rausch

Autor:Roman Rausch [Rausch, Roman]
Die sprache: deu
Format: mobi
Tags: Spionage, Belletristik/Krimis, Thriller
Herausgeber: rowohlt
veröffentlicht: 2012-08-10T18:14:20+00:00


21

Wohlfarths Zusammenbruch war schnell vergessen – was nicht an der Kaltschnäuzigkeit der Zuhörer lag, sondern an deren geringer Anzahl.

Erst als sich die Nachricht herumgesprochen hatte, dass Sandra Wagner und Ute Mayer zu den Würzburgern sprachen, kamen sie vom Oberen Markt herunter. Da war Wohlfarth kein Thema mehr. Er war inzwischen auf dem Weg in die Notaufnahme der Universitätsklinik.

Kilian hatte die Reden der beiden fränkischen Hoffnungsträger mitverfolgt. Sie schlugen einen ganz anderen Ton an, sprachen von begangenen Fehlern der Partei, Einsicht, mitunter auch von Schuld. Nun warben sie um Vertrauen der Wähler, damit sie die Erneuerung der Partei vorantreiben konnten.

Vollmundige Versprechen, dass es jedem nach der Wahl besser gehen würde, unterließen sie. Das Land war in einer Krise gefangen, und niemand wusste, wie sie sich noch entwickeln würde. Auch sie nicht. Doch sie wollten ihr Bestes tun, um die notwendigen Einschnitte gering zu halten.

Diese offenen Worte machten Eindruck.

Auf dem anschließenden Treffen stellten sich die beiden Kandidatinnen den Fragen. Es fand in einem offenen Zelt statt, das unweit der Bühne am Marienplatz errichtet worden war.

Kilian schnappte sich ein Glas Weißen Burgunder und gesellte sich zu den Gästen. Auf so engem Raum erkannte er nun die eine oder andere lokale Größe, die auf dem weiten Marktplatz in der Menge untergegangen war.

Unter ihnen war auch sein Chef, Klein.

«Was machen Sie hier, Kilian?»

«Ich habe mit Ute Mayer zu sprechen.»

«Wollte das nicht Kollege Heinlein übernehmen?»

Sabines Ausrede war anfänglich erfolgreich gewesen, aber nun reichte sie nicht mehr aus. Klein wollte seinen Ersten Kommissar sehen.

«Stimmt, wir machen es dann doch gemeinsam.»

Klein blickte sich im weiten Rund um. Die vielen Gäste machten es nicht einfach.

«Wo steckt er? Ich kann ihn nirgends entdecken.»

Kilian musste improvisieren.

«Gerade war er noch hier. Ich glaube, er hat sich etwas zu trinken geholt.»

«Kein Problem», sagte Klein.

Er fischte sein Handy aus der Tasche und wählte Heinleins Nummer.

«Dann kann er nur ein Klingelzeichen entfernt sein.»

Wenn Heinlein sein Handy nicht ausgeschaltet hatte, würde jemand das Gespräch entgegennehmen. Schlimmstenfalls die Stationsschwester. So oder so wäre Klein jetzt nur noch einen Atemzug von der Aufdeckung des Geheimnisses entfernt.

Dem musste er zuvorkommen.

«Ich wollte mit Ihnen schon längst darüber sprechen …»

Klein deutete ihm an, still zu sein.

«Es klingelt», sagte er und zeigte dabei auf sein Handy.

Und tatsächlich, das tat es auch ein paar Meter entfernt.

Kilian schaute sich überrascht um. Woher kam das?

Klein hörte es nun ebenfalls.

«Na also. Heinlein steckt irgendwo da drüben.»

Er deutete in Richtung der Bar, wo die Getränke ausgeschenkt wurden.

«Wieso geht er denn nicht ran?», fragte Klein.

Er schob sich an den umstehenden Gästen vorbei, Kilian folgte ihm.

Wie war das möglich? Von irgendwoher klingelte ein Handy. Ein Kellner, der soeben ein neues Tablett mit Gläsern füllte, griff in die Hosentasche, blickte aufs Display und drückte den Anruf mit einem Lächeln weg. Das Klingeln erstarb.

Klein hatte davon nichts mitbekommen, er war auf das Gesicht Heinleins fixiert, das er unter den Gästen zu erkennen suchte.

«Wo steckt er nur?», fragte er ärgerlich. «Er war doch gerade noch hier.»

Kilian ging ein Licht auf. Irgendwie musste es Sabine geschafft haben, Heinleins Nummer auf ein anderes Handy umzuleiten.



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